Was ist die Krätze?

Die Krätze oder Skabies ist eine weit verbreitete, sehr ansteckende und stark juckende Infektionskrankheit der Haut, die durch die Krätzmilbe hervorgerufen wird. Die Krätzmilbe ist rundlich, bis 0,4 mm groß, hat einen durchscheinenden Körper, vier Beinpaare und kräftige Mundwerkzeuge. Krätzmilben sind auf Sauerstoff angewiesen – das ist der Grund dafür, warum sie sich nur in der Hornschicht der Haut aufhalten und nicht weiter in den Körper eindringen. Die Parasiten ernähren sich von Lymph- und Hautzellen. Der Hautbefall durch die Milben schädigt die Haut und ruft eine Reaktion des Immunsystems hervor. So kommt es zu den typischen Hautveränderungen. Da sich die Krätzmilben stark vermehren, würden sie theoretisch nach wenigen Monaten zu Tausenden die Haut besiedeln. Nach einem Anstieg in den ersten Monaten sinkt die Zahl der Milben jedoch langsam bis auf wenige Tiere ab. Das liegt möglicherweise zum einen daran, dass das Immunsystem auf die Krätze reagiert, zum anderen bringt der auftretende Juckreiz die Betroffenen dazu, sich stark zu kratzen und dadurch die Gänge in der Haut sowie die Milben zu zerstören.Die Krätzmilben benötigen – im Gegensatz zu Hausstaubmilben – immer einen menschlichen Wirt. Von der Haut entfernt überlebt die Milbe nur wenige Tage (2-3 Tage). Milben können in allen Bevölkerungsschichten von jung bis alt vorkommen, d.h. jedermann kann davon befallen werden. Beengte und hygienisch mangelhafte Wohnverhältnisse sowie Grunderkrankungen begünstigen die Ausbreitung des Befalls. Besondere Risikogruppen stellen Kinder, ältere Menschen, Menschen mit geringerer Juckreizwahrnehmung (Zuckerkranke, Menschen mit Down-Syndrom) und Menschen mit Immunschwäche dar (z.B. HIV-Positive, Chemotherapie-Patienten, Leukämie-Erkrankte).Die Krätze zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, da sie bei Hautkontakt oder dem gemeinsamen Nutzen der Bettwäsche übertragen werden kann. Es besteht keine gesetzliche Meldepflicht.

Hauptverursacher der Krätze sind die weiblichen Krätzmilben. DieWeibchen bohren täglich millimeterlange Gänge in die Hornschicht der Haut und legen in diesen Gängen (mit freiem Auge sichtbar, feine rötliche Linien auf der Haut) ihre Eier ab. Aus den Eiern schlüpfen nach 2-4 Tagen Larven, die sich innerhalb von 2-3 Wochen zu geschlechtsreifen Milben umwandeln. Die männlichen Krätzmilben sind kleiner als die weiblichen. Sie haben eine kurze Lebensdauer, während die Weibchen etwa vier bis sechs Wochen alt werden.

Übertragung der Krätze

Direkte Übertragung der Krätze

  • Das Ansteckungsrisiko ist umso höher, je mehr Milben sich auf der Hautfläche befinden
  • Direkt von Mensch-zu-Mensch ist die gewöhnliche Form der Krätze nur dann ansteckend, wenn ein enger, großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt über einen Zeitraum von mindestens 5 bis 10 Minuten besteht (z.B. gemeinsames Schlafen in einem Bett, ausgiebiges Kuscheln, Stillen, Liebkosen, Körperpflege von anderen von Kleinkindern, Kranken), Geschlechtsverkehr)
  • Bei zurückhaltendem Umgang mit Sozialkontakten, Händeschütteln oder auch einer Umarmung und Küsschen zur Begrüßung besteht i.d.R. kein Risiko (Ausnahme = Sonderform = Scabies crustosa bzw. norvegica)
  • Auch befallene Personen ohne Symptome tragen erheblich zur Milbenverbreitung bei
  • Bereits die Übertragung eines einzigen Milbenweibchens reicht aus, um die Erkrankungauszulöse

Indirekte Übertragung

Theoretisch ist eine indirekte Übertragung über Textilien wie Bettwäsche, Wolldecken, Unterwäsche, Matratzen, Bettvorleger, Plüschtiere, Kissen, Handtücher, Thermometer, Blutdruckmanschetten oder Verbandsstoffe möglich. Tatsächlich passiert das aber bei der gewöhnlichen Skabiesform nur selten. Das hat mehrere Ursachen:

  • Milben halten sich nur vorübergehend in Bett- und Leibwäsche auf, weil sie den menschlichen Wirt brauchen. Das Ansteckungsrisiko durch Milben nimmt außerhalb der Haut schnell ab (Milbe außerhalb der Haut nur 2-3 Tage ansteckend)
  • Bei Menschen mit funktionierendem Immunsystem finden sich nur wenige Milben auf derHaut
  • Krätzmilben bewegen sich nur sehr langsam fort

Inkubationszeit – Wie lange dauert es bis die Krankheit ausbricht

Bei erstmaligem Befall innerhalb von 2-6 Wochen. Bei einer Wiederbesiedelung treten erste Symptome dagegen schon nach 1-2 Tagen auf.

 

Wie lange ist man ansteckend?

Skabies ist ansteckend schon bevor Betroffene Krankheitszeichen zeigen und solange sich lebende Skabiesmilben auf der Haut befinden.

 

Typische Krankheitszeichen

Starker Juckreiz (hauptsächlich nachts im warmen Bett, weil Milben bei Wärme aktiver werden; der Juckreiz kann dabei auch unbefallene Hautareale betreffen (allergische Allgemeinreaktion) und trotz erfolgreicher Behandlung mehrere Wochen andauern) Typisch sind die bereits erwähnten rund 1 cm langen, winkeligen Gänge (= rötliche Linien), deren Ende eine gelbliche Erhebung aufweist (=sog. Milbenhügel = Aufenthaltsort der Milbe = Ort der Ei-Ablage) Unter Umständen großflächig entzündete Kratzspuren. Die Haut ist oft wie bei Neurodermitis (schuppig-krustig) stark entzündet. Manchmal erscheinen auch Bläschen, Quaddeln, Pusteln, Knötchen, etc.

 

Was soll ich tun, wenn mein Kind zu Kontak zu einer Person mit Krätze hatte?

Wenn Sie/Ihr Kind engen Kontakt zu einem Krätze-Erkrankten haben/hatten, können Sie/Ihr Kind die Krätzmilbe an andere Personen weitergeben, noch bevor selbst Symptome verspürt werden (die Zeit zwischen Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt 2-6 Wochen). Darum sollte eine Untersuchung durch eine(n) Arzt/Ärztin erfolgen. Diese(r) entscheidet darüber, ob eine zeitgleiche vorbeugende Therapie verordnet wird.

Sie/IhrKind sollte vorbeugend für etwa 5-6 Wochen auf intensiven Hautkontakt verzichten und sich in dieser Zeit genau auf Symptome beobachten und bei ersten Anzeichen für einen Krätzmilbenbefall sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie keinen engen Kontakt hatten. In Ausbruchssituationen kann es notwendig werden, bei allen Kontaktpersonen und deren Familienmitgliedern eine möglichst zeitgleiche Untersuchung beziehungsweise eine vorbeugende Behandlung ärztlich zu veranlassen.

 

Welche Symptome treten im Fall einer Erkrankung auf?

Brennen der Haut und intensiver Juckreiz (auch an unbefallenen Stellen), der bei nächtlicher Bettwärme besonders stark ausgeprägt ist, sind häufig erste Anzeichen der Erkrankung. Die Milben bevorzugen warme Hautareale z.B. zwischen Fingern und Zehen, in Achseln und Leisten und in der Anal- bzw. Genitalregion. Charakteristische Hautveränderungen sind: Hautrötung, Bläschen, Knötchen und/oder Krusten. Der Juckreiz kann auch nach erfolgreicher Behandlung noch einige Wochen anhalten.

 

Was tun, wenn Sie oder Ihr Kind Symptome zeigen?

Suchen Sie umgehend eine(n) Ärztin/Arzt auf und informieren Sie die Gemeinschaftseinrichtung und Ihre Umgebung (Familie, Mitbewohner, Pflegepersonal). Krätze heilt nicht von selber ab. DieBehandlung erfolgt durch äußerliche Anwendung einer Creme bzw. Einnahme einer Tablette oder beides. Es empfiehlt sich, vor der Behandlung zu duschen (und danach die Haut gut abzutrocknen!) und die Nägel zu kürzen. Im Allgemeinen wird die Creme vom Halsabwärts auf den gesamten Körper aufgetragen. Kopf und Gesicht können ausgespart bleiben, es sei denn, die Haut ist auch dort betroffen.

 

Folgende Hygienemaßnahmen sind zu beachten:

  • Alle 12-24 Stunden Wechsel der Unterbekleidung, Bettwäsche und -decken
  • 2x tgl. Handtücher wechseln
  • Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und weitere Gegenstände mit längerem Körperkontakt bei mindestens 60°C für wenigstens 10 Minuten waschen oder z.B. mit Hilfe einesHeißdampfgeräts behandeln
  • Wenn dies nicht möglich ist → Gegenstände und Textilien in Plastiksäcke einpacken und für 72 Stunden bei mindestens 21°C lagern. Alternativ kann der Gegenstand bei -25°C gelagert werden
  • Polstermöbel, Sofakissen oder textile Fußbodenbeläge (wenn Erkrankter mit bloßer Haut darauf gelegen hat) können mit starkem Staubsauger abgesaugt werden (Filter und Beutel danach entsorgen) oder für mind. 48 Stunden nicht benutzen
  • Gegenstände, mit denen der Patient nur kurzen Kontakt hatte, müssen nicht behandelt werden

 

Muss mein Kind wegen Krätze zu Hause bleiben?

Eine von Krätze befallene Person (Kind/Personal) soll von der Gemeinschaftseinrichtung ausgeschlossen werden. Der Erkrankte hat vor Wiedereintritt in die Gemeinschaftseinrichtung eine Bestätigung des behandelnden Arztes über den stattgefundenen Arztbesuch und die von den Eltern korrekt durchgeführte Behandlung in der Gemeinschaftseinrichtung vorzulegen.

 

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